Obwohl die Unterkunft schon lange fertig ist, leben bisher keine Flüchtlinge in Rottum

Rottum sz
Der Landkreis Biberach plant, in dem kleinen Dorf Rottum eine Gemeinschaftsunterkunft zu eröffnen – als diese Information vor sieben Monaten durchsickerte, war die Aufregung in dem 300-Seelen-Dorf groß. Einige Bürger ärgerten sich sehr darüber, dass sie über die Umnutzung einer ehemaligen Metzgerei nicht von offizieller Seite informiert wurden. Andere sorgten sich darüber, wie das Zusammenleben verschiedener Nationalitäten in einem so kleinen Ort ohne große Infrastruktur funktionieren kann.

Die Unterkunft ist inzwischen fertig – dennoch wohnt niemand in diesem Haus. Denn seit die Balkanroute geschlossen ist, werden dem Landkreis Biberach kaum noch Flüchtlinge zugewiesen. Wie Pressesprecher Bernd Schwarzendorfer auf SZ-Anfrage erklärte, rechne der Landkreis weder im August noch im September mit weiteren Zuweisungen. „Die Zahlen gingen schlagartig zurück“, sagte er. Da Biberach während der Hochphase der Flüchtlingsströme kontinuierlich sehr viele Flüchtlinge aufgenommen habe, sei man „im Soll“. „Die Flüchtlinge, die jetzt noch ankommen, werden auf jene Landkreise verteilt, die ihr Soll noch nicht erfüllt haben“, erklärt er.

Also war alles umsonst? Nicht ganz. Damals habe man reagieren müssen. „Diese Entwicklung konnten wir nicht voraussehen und wir mussten vorbereitet sein.“ Hinzu kommt: Keiner weiß, ob die Flüchtlingszahlen wieder ansteigen werden. Weiterhin sind viele Menschen auf der Flucht.

In Rottum ist die Stimmung weiterhin sehr angespannt, berichtet Ortsvorsteher Werner Weckerle. „Es ist ja nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Flüchtlinge kommen, da das Landratsamt Biberach das Gebäude nicht für acht Jahre angemietet hat, um es dann leer stehen zu lassen“, sagt er. Die damals gegen das Vorhaben gegründete Bürgerinitiative sowie die Nachbarn würden das Vorhaben nach wie vor sehr skeptisch sehen. Erfreulich hingegen sei, dass sich inzwischen auch jene im Ort gefunden hätten, die bereit seien, die Asylsuchenden willkommen zu heißen. „Bei dem Freundeskreis Steinhausen-Rottum sind derzeit rund 25 Ehrenamtliche aktiv, das ist sehr erfreulich, da alle sehr engagiert dabei sind.“