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    In Maselheim bringt der Landkreis demnächst Flüchtlinge unter – und informiert vorher

    Maselheim, 15.09.2015 (Markus Dreher, ©Schwäbische Zeitung)

    Jürgen Kraft, Leiter des Sachgebiets Flüchtlinge im Landratsamt Biberach, und die Sozialarbeiterin Anja Harter zeigten die Räume. Diese sind nach allgemeinem Empfinden schön geworden, aber noch kahl und leer. Kraft hofft, dass bis in zwei, drei Wochen die Handwerker tapeziert und die Möbel aufgestellt haben. Die Zeitangabe steht unter einem weiteren Vorbehalt: Erst kürzlich musste eine Unterkunft in Riedlingen früher als geplant belegt werden, da das Land mit wenigen Stunden Vorwarnzeit Neuankömmlinge in den Kreis schickte.

    Oben wohnt eine Familie, unten ist die Aufteilung flexibel

    Normalerweise betrage die Vorwarnzeit momentan immerhin noch wenige Tage, aber selbst mit dieser Frist muss die Frage nach Herkunft, Nationalität, Familien- und rechtlichem Status der Ankömmlinge noch unbeantwortet bleiben: „Wir wissen nicht, wer kommt“, sagte Kraft. Auf drei Geschossen ist für rund 25 Personen Platz. Klar ist, dass unterm Dach eine Familie untergebracht wird, da nur eine Toilette da ist. Unten hat der Kreis so umbauen lassen, dass Einzelpersonen verteilt werden könnten. Die Zimmer werden mit Stockbetten, Spinden, Stühlen und Kühlschränken ausgestattet, es gibt eine Gemeinschaftsküche. Man könne sich die Raumsituation etwa wie die Stube einer Bundeswehrkaserne vorstellen, veranschaulichte Kraft.

    Der Landkreis organisiert Sprachkurse und die Fahrt dorthin. Anja Harter vom Sozialdienst sowie ein Hausmeister betreuen die Bewohner, wobei sie nicht permanent im Haus sind. Ein Sozialarbeiter ist für circa 130 Flüchtlinge zuständig und ein Hausmeister für mehrere Gebäude. „Aber wir sind nicht weit weg“, sagte Kraft. Der Sozialdienst und der Hausmeister seien für die Hausbewohner und für die Nachbarn telefonisch erreichbar. „Sie müssen uns Rückmeldung geben, wenn es etwas gibt.“ Das Amt sei auf die Mithilfe der Einheimischen angewiesen, um den Flüchtlingen einen „Deutsch-Knigge“ nahezubringen, wie ein Besucher es ausdrückte.

    Denn die Fragen der Bürger drehten sich um Politisches, Rechtliches und ganz viel Konkretes – wie ums Schneeschippen, um ein Beispiel herauszugreifen. Flüchtlinge etwa aus Syrien können ja schlicht nicht wissen, wie dies hier gehandhabt wird. Kraft mochte nicht versprechen, dass immer pünktlich geräumt sei, aber auf Zuruf schaue man danach. Genauso bei Ruhestörungen und Ähnlichem.

    Kraft verwies auf die Erfahrungen aus anderen Unterkünften und richtete an die Zuhörer die rhetorische Frage: „Wo haben Sie im Landkreis Biberach schon mal etwas von Spannungen gehört?“ Er lobte dabei die Ehrenamtlichen und die kleinteiligen Strukturen.

    In der Tat wollten Maselheimer Bürger ebenfalls wissen, wie sie helfen können. Spenden und Hilfe seien sehr willkommen, aber am Anfang Möbel- und Geschirrspenden schwer zu lagern und zu verteilen, so Kraft. Während der vorläufigen Unterbringung stütze sich der Landkreis daher auf standardisierte Ausstattungspakete. Ziehen anerkannte oder geduldete Asylbewerber später in Wohnungen, könnten Spenden helfen. „Fangen Sie nicht einfach an zu sammeln. Lernen Sie die Leute kennen“, dann erfahre man den konkreten Bedarf des Einzelnen. Eine gute Möglichkeit für Gesuche und Gebote bietet www.asyl-bc.de, warb Webmaster Michael Timler. Gespräche wie mit anderen Nachbarn sind gut. Hilfe sei gezielt am Bedarf entlang und koordiniert am besten.

    Daher lädt die Gemeinde am Mittwoch, 16. September, um 19 Uhr zum Infoabend „Ehrenamt Asyl“ ins Rathaus Maselheim ein. Vertreter der Gemeinde, des Kreissozialamts und der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit erläutern, wie sich Bürger einbringen können (Sprachunterricht, Hausaufgabenhilfe, Sportverein ...).

    Unterschrift Foto: Jürgen Kraft, Leiter des Sachgebiets Flüchtlinge im Kreissozialamt, führte interessierte Bürger durch die künftige Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Maselheim. Noch sind die Räume nicht eingerichtet, aber das vom Landkreis sanierte Mehrf Bild: Markus Dreher, ©Schwäbische Zeitung