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    60 Burgrieder Bürger kommen zum Infoabend über die Gründung eines Asyl-Arbeitskreises

    Burgrieden, 20.10.2015 (Kurt Kiechle, ©Schwäbische Zeitung)

    Die Katholischen und Evangelischen Kirchengemeinden Burgrieden und Oberholzheim, die politische Gemeinde Burgrieden sowie die ökumenische Flüchtlingsarbeit im Landkreis Biberach haben am Montag zu einer Informationsveranstaltung zum aktuellen Thema „Ehrenamt in der Flüchtlingsarbeit“ ins Rathaus eingeladen. Wie schon wenige Tage zuvor bei der gleichen Veranstaltung in Achstetten war auch in Burgrieden das Interesse groß. Überraschend viele, nämlich 60 Bürger, waren gekommen.

    Auf diesem Interesse lässt sich aufbauen, deshalb soll bereits am Mittwoch, 4. November, 19.30 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus in Burgrieden die Gründung des „Arbeitskreis Asyl“ erfolgen. Ziel ist es, dass ehrenamtliche Helfer die Flüchtlinge in dem ihnen fremden Land in unterschiedlichen Situationen begleiten, um ihnen den Weg der Integration zu erleichtern. „Allein können wir eine solche große Aufgabe nicht schultern, deshalb bauen wir auf die Unterstützung der Bürger“, sagten unisono die Initiatoren.

    Wie notwendig die Arbeit von ehrenamtlichen Mitarbeitern in der momentanen Flüchtlingssituation ist, zeigten die Redner und die Moderatorin des Abends, Pfarrerin Doris Seitz-Kernen von der evangelischen Kirche Oberholzheim, eindrucksvoll auf. „Wichtig ist, dass wir den Schulterschuss suchen, nach dem Motto ,Gemeinsam sind wir stark’“, betonte Pfarrer Stefan Ziellenbach, Leiter der Seelsorgeeinheit „Unteres Rottal“, wobei er auch an den bereits zum geflügelten Wort gewordenen Satz der Bundeskanzlerin „Wir schaffen das“, erinnerte.

    Optimistisch äußerte sich in diesem Zusammenhang auch Burgriedens Bürgermeister Josef Pfaff, der im Umgang mit Asylsuchenden in der Vergangenheit schon Erfahrungen gemacht hat. Bereits in den 90er- Jahren habe die Gemeinde in der Spitze 33 Personen Asyl gewährt. Man habe sich um die Menschen immer gekümmert. Das sei ganz wichtig, betonte Pfaff, auch hinsichtlich der Wahrung des Dorffriedens und unter den Flüchtlingen selbst. Erst gestern Vormittag trafen im Rathaus in Burgrieden zehn Neuankömmlinge beispielsweise aus dem Kosovo und Gambia ein. Die jungen Männer im Alter von 19 bis 35 Jahren finden in einem Haus in Rot eine Unterkunft.

    Er sei erleichtert, so Pfaff, dass bereits mehrere Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe tätig oder in Bereitschaft seien. Mit weiteren Asylbewerbern müsse auch die Gemeinde Burgrieden rechnen. Man müsse versuchen, sie verteilt auf die Gesamtgemeinde unterbringen zu können. Einen Knackpunkt in der ganzen Situation und Flüchtlingsproblematik sieht Pfaff, wie alle Redner des Abends, in der Sprache. Auch in dieser Hinsicht müsse man sich neben den Sprachkursen auch in Privatinitiative engagieren. „Das ist enorm wichtig“.

    Zu großem Dank verpflichtet sah sich der Bürgermeister gegenüber der Evangelischen Kirchengemeinde mit Pfarrer Andreas Kernen und Pfarrerin Doris Seitz-Kernen. Sie haben diese Initiative zur Gründung von Asylkreisen ins Leben gerufen und werden gemeinsam mit Pfarrer Stefan Ziellenbach von der Katholischen Kirche die Leitung der Gruppe anfangs noch federführend übernehmen. Wichtig sei auf jeden Fall, dass man zeitnah zu Rande komme, betonte Kernen. Es sei ein Gewinn, dass Bürgermeister Pfaff bei der Unterbringung von Flüchtlingen „so zupackend ist“.

    Zum besseren Verständnis, warum überhaupt Menschen auf der Flucht sind, beleuchtete die Sozialarbeiterin und Diakonin Angelika Eyrich, zuständig für die Koordination der ökumenischen Flüchtlingshilfe im Landkreis Biberach mit derzeit 1600 Flüchtlingen, die momentane Situation und generell das komplexe Thema Asyl auch anhand von Zahlen und Statistiken.

    Von der Möglichkeit, Fragen an die Podiumsteilnehmer zu stellen, machten etliche Zuhörer Gebrauch. Dabei ging es etwa auch um ganz pragmatische Dinge wie Versicherungsangelegenheiten. „Was geschieht, wenn ich mit einer Person im Auto auf dem Weg zu einem Amt, Arzt oder Einkauf einen Unfall habe“? Ebenso von Interesse waren die Themen Arbeitsverhältnis und Flüchtlingsarbeit. In die beim Info-Abend ausgegebenen Listen trugen sich die ersten Mitstreiter ein oder signalisierten im einen oder anderen Bereich des noch zu gründenden Arbeitskreises mitzuarbeiten.

    Unterschrift Foto: Auf großes Interesse stieß der Info-Abend im Bürgersaal des Rathauses in Burgrieden Bild: Kurt Kiechle, ©Schwäbische Zeitung