OCHSENHAUSEN sz
Der Ökumenische Arbeitskreis Asyl Ochsenhausen hat im Bibliothekssaal der Landesakademie vor mehr als 200 Gästen einen informativen, nachdenklichen, aber auch unterhaltsamen Abend veranstaltet. Vor dem offiziellen Teil konnten die Besucher eine Ausstellung von Schülerarbeiten aus den Flüchtlingsklassen in Reinstetten und Ochsenhausen besichtigen. Dazu standen Lehrkräfte zum Erfahrungsaustausch bereit.
Das Thema „Flucht“ und die ehrenamtliche Arbeit in und um Ochsenhausen für Flüchtlinge, mit Flüchtlingen und auch von Flüchtlingen standen im Mittelpunkt des Abends, den Prof. Bela Mutschler moderierte.
Ihm lägen diese Menschen am Herzen und sie seien nicht übrig, betonte Bürgermeister Andreas Denzel bei seiner Begrüßung. Er dankte allen ehrenamtlichen Helfern, aber auch dem Landratsamt Biberach, die alle seit Monaten „einen tollen Job“ machten. Ihn als Bürgermeister beeindrucke die Hilfsbereitschaft, denn sie sei nicht überall so selbstverständlich wie in Ochsenhausen.
„Bitte nicht nachlassen, unsere Stadt bringt sich positiv ein“, sagte Denzel. Er hofft, dass Ochsenhausen für viele Flüchtlinge eine neue Heimat wird.
Pfarrer Matthias Ströhle, Beauftragter für die ehrenamtliche ökumenische Flüchtlingshilfe im Landkreis Biberach und Sprecher des Ökumenischen Arbeitskreises Asyl Ochsenhausen, war überwältigt von der Besucherzahl. Mit dem Benefizabend wolle der Arbeitskreis sich und seine Aktivitäten vorstellen, sagte er. „Gleichzeitig möchte ich sagen, dass wir Sie brauchen, denn das Ehrenamt ist mit ein Grund dafür, dass die Integration bei uns funktioniert. Insbesondere soll sichtbar werden, wie wichtig die direkte Hilfe ist, um diese großen Herausforderungen zu bewältigen.“
Kein Mensch verlasse freiwillig seine Heimat, betonte Ströhle. Aber jahrelanger Krieg, Verfolgung, weil man eine andere Hautfarbe oder Religion hat, Folter und die Gefahr, getötet zu werden, nannte er die Gründe für Flucht.
Flüchtlinge erzählen
„Was blieb uns anderes übrig, als unser Land zu verlassen?“ berichteten die Flüchtlinge Noorullah Asziz aus Afghanistan und Samor aus Syrien. „Es war alles schön bis der Krieg ausbrach“, sagte Asziz. „Unser Haus wurde zerstört und wir mussten fliehen, aber ohne Geld. Vor sieben Monaten kamen wir hier an und ich möchte mich recht herzlich bei der Bevölkerung bedanken, denn wir wurden sehr warmherzig aufgenommen.“ Nur einmal huschte ein Lächeln über das Gesicht von Samor, als er sagte: „Im Januar ist nun auch meine Familie hier angekommen, wir sind wieder alle zusammen und das macht mich glücklich.“
Nach diesen emotionalen Erzählungen durfte der erst 13 Jahre alte Julius von Lorentz sein großes Talent auf dem Cello zeigen.
Den Abschluss des Abends bildete die „Oxi“-Truppe. Dahinter stecken Kabarettist Franz Baur und die Flötenspielerin Kerstin Högerle. Auf Hochdeutsch, versuchtem Hochdeutsch, aber auch im breitesten Schwäbisch gab „Oxi“ der Weisheit letzten Schluss zum Besten zu kleinen und großen Fragen, nachdenklich und unterhaltsam zugleich. Zum Lachen brachten die Zuschauer aber auch die mit ins Programm eingebundenen Flüchtlinge, welche sich auch abwechselnd im breitesten Schwäbisch versuchten.
Mit „Flüchtling im Kreis Biberach Heidenei – isch des a Sach“, oder „Hier im Rottumtal, seid ihr willkommen – allemal“ bedankten sich die Flüchtlinge. „Wir sind hier schon fast daheim.“
Auf die Frage, wie ihr diese Veranstaltung gefallen hat, antwortete Elvira Sommer aus Ochsenhausen. „Dazu kann ich den Initiatoren und vielen Helfern nur zwei Worte sagen, die in der heutigen Zeit leider viel zu selten benutzt werden: vielen Dank.“
Unterschrift Foto: Rund 200 Besucher kamen zum Abend zum Thema Flucht in den Bibliothekssaal in Ochsenhausen Bild: Ferdinand Leinecker, ©Schwäbische Zeitung