Ummendorf , 11.08.2015 (mad)
© Schwäbische Zeitung
Wie im überregionalen Teil der SZ berichtet, wird Ummendorf aus dem neuen Förderprogramm „Gemeinsam in Vielfalt“ bedacht. Zwar habe die Gemeinde den Antrag beim Land eingereicht, sagt Kämmerer Reinhold Besenfelder, aber ausgearbeitet hat ihn der Unterstützerkreis – und dessen Arbeit kommt das Geld zugute. Dass die Ummendorfer als eine von 67 Initiativen landesweit von einer Jury ausgewählt wurden, nimmt Eleonore Laib als Bestätigung: „Offensichtlich haben wir ein durchdachtes Konzept. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind.“
„In der Regel“ erhält jede Initiative 15000 Euro, teilt das Sozialministerium mit. Der Betrag soll innerhalb von anderthalb Jahren ausgegeben werden und die lokalen Bündnisse müssen Rechenschaft ablegen, wofür sie das Geld verwenden. Es werden davon keine Sachen direkt für die Flüchtlinge gekauft, die Landeshilfe ersetzt insofern keine Spenden. Und es dient nicht dafür, die Ehrenamtlichen finanziell zu entschädigen, betont Laib. Vielmehr fließe es in die praktische Arbeit, um die Lebenssituation der Flüchtlinge „durch bürgerschaftliches Engagement“ zu verbessern, zitiert sie aus den Programmzielen.
„Es fallen immer wieder Dinge an, die man machen möchte“, sagt Laib, aber für die Integration vor Ort fehle es oft an Geld. Es geht etwa um Begegnungen im Alltag, solche kleinen Dinge hätten Ehrenamtliche mitunter aus der eigenen Tasche bestritten. Zu denken sei darüber hinaus an Materialien für den Deutschunterricht, nennt sie als Beispiel. Der Sprachunterricht ist einer der Eckpfeiler, und ähnlich wie bei der Hausaufgabenhilfe für Kinder braucht es dafür nicht allein Bücher. Unter Umständen benötigen die Helfer ihrerseits Schulungen.
Das gilt genauso für einen weiteren Baustein, das Patensystem: Ehrenamtliche stehen jeweils einer Familie über eine längere Periode als vertraute Berater in vielen Fragen des Alltags zur Seite, begleiten die Flüchtlinge schon auch mal beim Gang zur Behörde. Dass die Paten gewisse Rechtskenntnisse gut gebrauchen können, leuchtet da ein, aber nicht nur das: „Es geht auch um Dinge wie Nähe und Distanz“, sagt Eleonore Laib. Sie schätzt es daher, wenn das Netzwerk der „Ökumenischen Flüchtlingsarbeit im Landkreis Biberach“ etwa Referenten holt, um den lokalen Akteuren Tipps zur interkulturellen Interaktion zu geben. Schließlich solle den Flüchtlingen nichts übergestülpt werden, es gehe um Hilfe zur Selbsthilfe.
Das gehört von Anfang an zum Selbstverständnis des Ummendorfer Unterstützerkreises und es trifft sich mit den Ansprüchen des Landes. Das Programm „Gemeinsam in Vielfalt“ sieht vor, dass die Flüchtlinge selber über die Verwendung eines Teils der Fördergelder mitbestimmen. Sie bekämen nicht einfach Geld, aber sie sollten ihre Fähigkeiten und Talente einbringen und in ihrer Eigeninitiative gestärkt werden, umreißt Eleonore Laib das Ziel. Es sollen lokale (und regionale) Bündnisse geschmiedet werden. Schon seit dem Start im Frühjahr arbeitet der Unterstützerkreis Hand in Hand mit den Vereinen, der Gemeinde, den beiden örtlichen Kirchen und der „Ökumenischen Flüchtlingsarbeit im Landkreis Biberach“.
Das ist auch nötig, denn die Kerntruppe von kaum einem Dutzend Leuten kann nicht alle Aufgaben alleine bewältigen. Zumal zu den Familien, die seit Frühjahr in der Anschlussunterbringung in Ummendorf wohnen, gegen Ende des Jahres 35 bis 40 Flüchtlinge in der geplanten Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises in der früheren Pension „Waidägle“ kommen werden. Für diese ist in erster Linie der Landkreis zuständig, doch der Unterstützerkreis will auch hier ehrenamtlich flankieren. „Die Sozialarbeiter sind nicht immer da“, sagt Laib und folgert: „Wir suchen weitere Mitstreiter.“ Für die Hausaufgabenhilfe würden auch junge Leute gesucht.
Außer dem Ummendorfer Unterstützerkreis erhält die evangelische Kirchengemeinde Erolzheim/Rot an der Rot Hilfe aus dem neuen Landesprogramm „Gemeinsam in Vielfalt“. Der Roter Pfarrer Matthias Ströhle ist zugleich Beauftragter für Asyl- und Flüchtlingsfragen im Evangelischen Kirchenbezirk Biberach und koordiniert gemeinsam mit Andreas Gratz vom Migrationsdienst der Caritas Biberach-Saulgau die Arbeit der „Ökumenischen Flüchtlingsarbeit im Landkreis Biberach“. Unter deren Dach arbeiten zwölf örtliche Initiativen der Flüchtlingshilfe zusammen. Die SZ hat Matthias Ströhle am Dienstag ferienbedingt telefonisch nicht erreicht, über seine Reaktion auf die zugesagte Landeshilfe und die geplante Verwendung der Gelder wird bei Gelegenheit berichtet.
Nach Ende der Sommerferien wird der Landkreis in Ummendorf eine Informationsveranstaltung zur geplanten Gemeinschaftsunterkunft machen, bei dieser Gelegenheit können Bürger auch mit dem ehrenamtlichen Unterstützerkreis ins Gespräch kommen.
Erste und unverbindliche Informationen und Kontaktdaten aller lokalen Initiativen einschließlich des Ummendorfer Unterstützerkreises gibt’s auf der Plattform asyl-bc.de.
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