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    Riesiges Interesse am Infoabend über die Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge

    Warthausen, 22.10.2015 (Markus Dreher, ©SZ)

    Schätzungsweise 270 bis 300 Bürger haben sich beim Informationsabend über die geplante Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Warthausen kundig gemacht. 35 Personen hinterließen ihre Kontaktdaten auf Listen und signalisierten so ihre Bereitschaft, ehrenamtlich bei der Integration zu helfen. Das erste Arbeitstreffen eines Kreises „Vielfalt in Warthausen“ ist für 9. November geplant. Bürger, die am Mittwochabend nicht in der Festhalle dabei waren, können dazukommen.

    Bürgermeister Wolfgang Jautz sagte: „Wir nehmen Sorgen und Ängste sehr ernst.“ Aber niemand solle Politikern vertrauen, die Hauruck-Lösungen versprechen, mahnte der Rathauschef.

    Die Erdarbeiten haben begonnen

    Seit Montag sind Bauarbeiter dabei, den Untergrund auf dem Gelände in den Unteren Stegwiesen für das Aufstellen der Wohncontainer herzurichten. Zwischen Fitnessstudio (ehemaliges Möbelhaus) und Straßenmeisterei sollen rund 100 Plätze geschaffen werden. Diese würden nicht auf einen Schlag belegt, sondern „peu à peu“, sagte Jürgen Kraft, Sachgebietsleiter Flüchtlinge im Landratsamt Biberach. Die Nationalität und der Familienstatus der künftigen Bewohner sind unbekannt: „Momentan kommen die Busse mit zwei Tagen Vorankündigung“, sagte Kraft. Derzeit müsse der Kreis Biberach 90 bis 100 Flüchtlinge pro Woche aufnehmen.

    Kraft stellte das Asylverfahren und die Verteilung nach festen Quoten auf Bundesländer und die Kreise im Detail vor und ließ keinen Zweifel, dass das Landratsamt unter enormem Druck stehe. „Wir können lamentieren, wie wir wollen, wir können die Situation politisch nicht beeinflussen. Unser Job ist es, die Flüchtlinge unterzubringen.“ Er sagte genauso klar, dass es im Kreis Biberach gelinge, Probleme zu vermeiden: „Wir können diesem Druck standhalten, wenn wir zusammen mit Ihnen Integration schaffen.“ Das gehe nur mit Ehrenamtlichen, „wir brauchen Sie alle“.

    Bewusst verteile man kleine und mittelgroße Gemeinschaftsunterkünfte über den ganzen Landkreis, um nicht einzelne Gemeinden zu überlasten und weil „wir keine Gettos mit 300 bis 500 Leuten wollen“, sagte Kraft. So gelinge es eher, die Neuankömmlinge mit in die Sportvereine zu nehmen und sie mit lebenspraktischen Dingen in einem für sie fremden Land vertraut zu machen. Sozialarbeiter des Landkreises würden die Kinder in den Kindergarten begleiten, ältere zunächst in Sprachförderklassen und später gegebenenfalls in die Grundschule Warthausen sowie Erwachsene zu Sprachkursen.

    „Aber das reicht nicht“, sagte Kraft. Die Flüchtlinge lernten schneller Deutsch, wenn sich Einheimische abends noch mit ihnen unterhalten. Andreas Gratz von der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit stellte anhand von Fotos erfolgreicher Vorbilder mögliche Felder für ehrenamtliche Hilfe zur Selbsthilfe vor: persönliche Patenschaften, Hausaufgabenhilfe, Begleitung zum Sport oder in den Chor, ein Begegnungscafé und vieles mehr. „Begegnung ist das Aund O, um Vorurteile abzubauen und sich ein Urteil zu bilden“, sagte Gratz.

    Die Ökumenische Flüchtlingsarbeit im Kreis Biberach schule Ehrenamtliche, helfe beim Aufbau von Strukturen und fungiere als Schnittstelle zwischen den zahlreichen Beteiligten. Hier hakte ein Bürger ein und bemängelte, dass er auf sein Hilfsangebot vor drei Monaten gar keine Rückmeldung erhalten habe – so vergrätze man Ehrenamtliche. Gratz bat um Entschuldigung, die Vernetzung erfordere Geduld. Webmaster Michael Timler ergänzte, dass „wir selber Ehrenamtliche sind“. Er verwies darauf, dass auf www.asyl-bc.de konkrete Ansprechpartner für bestimmte Themenfelder benannt würden, sobald der Warthauser Arbeitskreis anlaufe.

    Flüchtlinge dürfen arbeiten

    Kraft ging auch auf rechtliche und ökonomische Fragen ein und sagte, die Flüchtlinge freuten sich, wenn sie sich bei Vereinen und Kirchen in Ein-Euro-Jobs nützlich machen dürften – als Mithilfe wohlgemerkt. Anders als früher dürften Flüchtlinge heute schon nach drei Monaten regulär arbeiten, sofern sie keinem EU-Bürger den Job wegnähmen. Doch im Kreis Biberach mit seiner niedrigen Arbeitslosigkeit stünden die Chancen gut, Betriebe könnten sich ans Landratsamt wenden.

    Ein Treffen für Ehrenamtliche ist für Montag, 9. November, von 19Uhr im Sitzungssaal des Rathauses Warthausen geplant.

    Eine gute Anlaufstelle für Informationen mit Beispielen bereits bestehender Helferkreise bietet die Homepage der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit unter

    www.asyl-bc.de

    Unterschrift Foto: Bild:

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    Arbeitskreis "Vielfalt in Warthausen"

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