In Oggelsbeuren sind inzwischen nicht mehr nur syrische Bürgerkriegsflüchtlinge untergebracht. Drei Wochen, nachdem Asylbewerber verschiedener Nationalitäten in die Unterkünfte auf dem Klosterareal eingezogen sind, sagt Pater Alfred Tönnis: „Das macht sich gut.“ Der Vorstand der Stiftung „Heimat geben“ hat obendrein Neuigkeiten zur Finanzierung des Aufenthalts zweier Oblatenbrüder und spricht über die Zukunft.
Im ersten Jahr hatte die Stiftung gemeinsam mit dem Landkreis Biberach und der Diözese Rottenburg-Stuttgart zunächst ausschließlich Bürgerkriegsflüchtlingen aus Syrien eine vorübergehende Heimat geboten. Doch schon beim Jubiläum im Mai hatte Landrat Heiko Schmid angekündigt, dass sich das bald ändern werde. Es war von Anfang an vereinbart, dass die maximal 75 Plätze für alle Gruppen von Neuankömmlingen, für deren vorläufige Unterbringung der Landkreis zu sorgen hat, offen stehen. Seit drei Wochen leben nun Syrer Tür an Tür mit Afghanen, Tunesiern, Senegalesen, Albanern und Kosovaren, Flüchtlinge Seit’ an Seit’ mit Asylbewerbern.
Aus anderen Gemeinschaftsunterkünften kennt man das, für Oggelsbeuren ist dieser Mix neu. Aber kein Problem: „Wir erleben keine Spannungen“, sagte Pater Alfred. Momentan seien alle Plätze belegt und die Betreuer vor Ort seien „einhellig der Meinung“, dass die verschiedenen Gruppen gut miteinander auskämen.
Der Leiter des Kreissozialamts, Hermann Kienle, bestätigt, dass es in Oggelsbeuren „gut läuft“. Hier wirken mehrere Partner zusammen, zum Beispiel teilen sich der Landkreis und die Diözese eine Sozialarbeiterstelle. Die Sozialpädagogin Verena Wild sei „eng in unser Netzwerk eingebunden“, sagte Kienle fürs Landratsamt, das die Wohnheimleitung innehat. Die Stiftung ergänzt dies mit ihrem ehrenamtlichen Engagement. Gewisse Reibungsverluste habe man da nicht ausschließen können, aber Kienles Worten zufolge klappt die Koordination gut.
Tönnis betonte stets, dass „Heimat geben“ für alle Nationalitäten und Religionen offen sei. Recht wäre ihm indes, wenn Familien nach Oggelsbeuren kämen. „Wir haben im Moment vier Babys“, aber Familien mit Kindergarten- und Schulkindern seien jüngst keine dazugekommen. Dabei sieht Pater Alfred gerade in den aufgebauten Beziehungen zu Kindergärten und Schulen sowie der Kinderbetreuung durch Schwester Christina vom Vinzentinerinnenkloster Untermarchtal eine Stärke des Projekts.
Eine andere Frage ist, ob die Zahl von 75 Plätzen etwas erhöht, ob außer den Flachbauten das Hauptgebäude als Unterkunft genutzt werden könnte. Tönnis hatte mehrfach Erwägungen in diese Richtung öffentlich angedeutet. Genau wie der Stiftungsvorstand betont aber Sozialamtsleiter Kienle, dass dies nur im Einvernehmen mit Gemeinde und Ortschaft vorstellbar wäre. „Man hat es der Bevölkerung versprochen“, antwortete Kienle auf die Frage zur 75er-Obergrenze, „deshalb müsste man das gegebenenfalls mit allen Beteiligten diskutieren.“ Das Landratsamt würde sich seinen Worten zufolge aber entsprechenden Wünschen nicht verschließen. Allerdings weist Kienle darauf hin, dass das alte Gebäude nur bedingt geeignet sei, was Heizung, Wasserversorgung und Brandschutz angehe. Es wären wohl Umbauten erforderlich.
Bis jetzt handelt es sich um Überlegungen und es sind nicht die einzigen. So könnte sich Tönnis ebenfalls vorstellen, ein Hospiz an das Flüchtlingsprojekt anzudocken. Dies sei aber nur zusammen mit anderen denkbar „und da sind wir im Moment auf der Suche“.
Was auch immer davon Wirklichkeit wird, den zusätzlichen Aufgaben steht ein Mehr an Betreuung gegenüber: Bekanntlich werden Pater Alfred Tönnis und Pater Heinrich Mayer, beide Mitglieder des Oblatenordens, zum Jahresanfang 2016 in Oggelsbeuren einziehen. Ihre ständige Präsenz ist eine neue Komponente des Projekts. Dazu sind inzwischen noch offene finanzielle Details geklärt. Nach Auskunft von Tönnis wird die Diözese für ihn und Pater Mayer ein Salär „für die pastorale Arbeit mit Flüchtlingen in Oggelsbeuren und im Dekanat sowie für Aushilfe“ im pastoralen Dienst übernehmen.
Unterschrift Foto: Nationalitätenmix verursacht in Oggelsbeuren keine Probleme Bild: pr, ©Schwäbische Zeitung